Abterode ist älter als bislang bekannt | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Aktuelle Forschungen deuten an, dass der Ort Abterode wahrscheinlich deutlich älter ist, als bisher angenommen wurde. Ein spannender Einblick in die Erforschung und Deutung mittelalterlicher Urkunden, die oft Grundlage für die Bestimmung der Ersterwähnung eines Ortes sind.

Abterode ist älter als bislang bekannt

Das Hessische Institut für Landesgeschichte hat eine Veröffentlichung bekannt gegeben, nach der die gesicherte Ersterwähnung des OT Abterode nicht wie bisher bekannt im Jahr 1076 war, sondern der Ort zu diesem Zeitpunkt nachweislich schon mindestens 200 Jahre bestand. Im Hinblick auf die geplanten Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahr 2026 zur eigentlichen 950-Jahr-Feier ergeben sich nun neue Erkenntnisse, die nun nocheinmal genauer betrachtet werden müssen.

Hier der Text der Veröffentlichung:

Aktuelle Forschungen deuten an, dass Abterode (heute Teil der Gemeinde Meißner) wahrscheinlich deutlich älter ist, als bisher angenommen wurde. Ein spannender Einblick in die Erforschung und Deutung mittelalterlicher Urkunden, die oft Grundlage für die Bestimmung der Ersterwähnung eines Ortes sind.

Die Bearbeitung des Historischen Ortslexikons in LAGIS ist in vielerlei Hinsicht Routine. In der Regel werden Informationen zu Städten, Dörfern, Mühlen, Wüstungen usw. vervollständigt, vereinheitlicht oder präzisiert. Neuentdeckungen sind dabei eher selten. Erfreulich ist daher, wenn sich für einen Ort neue Erkenntnisse ergeben, die den bisherigen Wissensstand aktualisieren können. Eine solche Änderung hat sich bei der Bearbeitung des Artikels Abterode (Ortsteil der Gemeinde Meißner im Werra-Meißner-Kreis) ergeben.

Die gesicherte Ersterwähnung des Ortes an den Ostausläufern des Meißners wurde von der Forschung bislang im Jahr 1076 angesetzt. Demzufolge beging man 1976 eine 900-Jahrfeier, zu der eine 176 Seiten starke Festschrift erschien. Auch im aktuellen Artikel in der Wikipedia wird das Jahr 1076 als Gründungsjahr angegeben, in dem der Abt Ruthard von Fulda (1075–1096) das dem Heiligen Vincentius geweihte Benediktinerkloster Abterode errichten ließ.

Neue Forschungen von Dr. Michael Gockel machen jedoch sehr wahrscheinlich, dass der Ort zu diesem Zeitpunkt nachweislich schon mindestens 200 Jahre bestand. Hintergrund ist die Identifizierung eines Ortes namens Rod bzw. Ród mit Abterode. Im Streit um den Zehnten zwischen dem Mainzer Erzbischof Liutbert und dem Fuldaer Abt Sigihard über die Zehnten in Thüringen weist König Ludwig der Deutsche 876 unter anderem den zu Rod bzw. Ród dem Kloster zu. Das Reichskloster Fulda hatte hier umfangreichen Besitz, bestehend aus Hörigen, Ackerflächen, Mühlen, Weinbergen, Zehnten usw., Rod war Mittelpunkt einer sehr bedeutenden Villikation (Hofverband). Für diese Lokalisierung spricht die in der königlichen Zehnturkunde vorgenommene Abfolge der übrigen Orte, die im nordwestlichen Teil des alten Herrschaftsgebiets Thuringia zu suchen sind. Im 9. Jahrhundert verwendete man hierfür allerdings noch die Bezeichnung „Rod“ ohne den wohl erst im frühen 11. Jahrhundert hinzugefügten Zusatz „Abt“. Nachzulesen und zu -prüfen sind die neuen Erkenntnisse mit Quellen- und Literaturangaben in „Abterode, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon

https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5145.

Abterode selbst kann sich nunmehr glücklich schätzen, bereits 2026 eine 1150-Jahrfeier begehen zu können.

Die Veröffentlichung dieses Artikels des Hessischen Institutes für Landesgeschichte finden Sie unter folgendem Link.