Blick hinter das Grabmal | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Eschweger Geschichtsverein stellt viertes Sonderheft in Abterode vor

Blick hinter das Grabmal

Eschwege – Nicht nur mit Grabmälern des 16. und 17. Jahrhunderts, sondern auch mit den Menschen hinter den Namen hat sich Otto Steinmetz für seinen Beitrag im vierten Sonderheft der Eschweger Geschichtsblätter beschäftigt. Einen Einblick in diese Arbeit gab er bei der Vorstellung von „Die Kirchenruine Abterode und ihre historischen Grabmale“ im Gemeindehaus in Abterode.

Sein Dank galt unter anderem Wilhelm Bökens. Er hatte sich mit dem Thema Ahnenforschung beschäftigt und in dem Zuge alle Kirchenbücher der zu Meißner zählenden Kirchengemeinden von etwa 1630 bis 1830 in digitale Tabellen eingetragen. Für die Bücher ab 1830 gibt es laut ihm Register.

Geholfen habe Bökens digitale Arbeit dabei, mehr über die Menschen hinter den Grabmälern herauszufinden. Anhand von Fotos, die Auszüge aus dem Sterberegister der Jahre 1741 und 1742 zeigten, verdeutlichte Steimetz, wie schwierig die Einträge zum Teil zu entziffern sind.

Bei der Betrachtung des Originals sei ihm aufgefallen, dass das im digitalen in der Spalte „Sonstiges“ vermerkte „H.“ ursprünglich einigen Namen vorangestellt wurde. Während diese Anrede als Herr Medizinern, Juristen, Pfarrern, Offizieren, Forstmeistern oder Verwaltern des Schafhofes gegolten habe, sei bei Frauen nur der Vermerk „gewesene wehmutter“ zu finden. Steinmetz erklärte am Beispiel des Eintrags zur am 4. Januar 1742 vestorbenen Catharina Zimmermann, dass der Beruf der Hebamme zur damaligen Zeit besonders geachtet wurde.

Steinmetz beschrieb, wie zwei Grabmäler nicht auf die namentlich genannten Personen verweisen, sondern unter ihnen deren Angehörige beerdigt wurden. So zeugt ein Stein mit zwei Schriftfeldern von den Ehemännern einer geborenen Christina Heppe. Beerdigt wurden darunter im 18. Jahrhundert Johannes Schindewolf und Johannes Wagner.

Über weitere Entdeckungen beim Untersuchen der Grabmäler sowie den Pfarrer Lorentz Gleim und dessen Ehefrauen berichtete Steinmetz. Die intensive Beschäftigung mit den Grabsteinen hatte Steinmetz von Dr. Gerhard Seib übernommen, wie er erklärte. Dr. Karl Kollmann, Vorsitzender des Geschichtsvereins, lobte diese genaue Arbeit,

Vor zehn Jahren hatte Walter Junghans angeregt, dass der Grabstein des 1622 verstorbenen Hans Schneider von einem Fachmann begutachtet werden sollte. Diese Aufgabe hatte Seib übernommen und vorgeschlagen, sich sowohl mit der Kirchenruine als auch mit den Grabmälern zu beschäftigen. Während er den kunsthistorischen Teil der Arbeit übernehmen sollte, forschte Kollmann zur älteren Geschichte der Oberkirche.

Als Seib 2016 verstarb hatte er seinen Beitrag zur ehemaligen Pfarrkirche Abterode fertiggestellt. Steinmetz, der ihm beim Entziffern von Inschriften geholfen hatte, übernahm die Forschung zu allen Grabsteinen, auf denen noch Reste von Inschriften zu finden waren.

116 der 154 Seiten des Sonderhefts stammen von ihm. Die weiteren Beiträge haben Seib, Dr. Karl Kollmann und der im Jahr 1997 verstorbene Dieter Großmann verfasst.

Erhältlich ist das Sonderheft zu einem Preis von 19,80 Euro ab sofort bei der Gemeinde Meißner und der Buchhandlung Heinemann in Eschwege.